Schon am frühen Morgen brachen wir auf, um den letzten Halt unserer Reise anzusteuern: Tokyo. Zum ersten Mal stiegen wir in den legendären Shinkansen. Das war schon ein Erlebnis für sich. Die Geschwindigkeit, die Präzision, das fast lautlose Dahingleiten durch die Landschaften, es fühlte sich an wie eine Reise in die Zukunft. Während draußen alles in Rekordtempo vorbeizog, hielten wir Ausschau nach dem Fuji. Der zeigte sich allerdings von seiner schüchternen Seite und versteckte sich ganz in Nebel gehüllt.
In Tokyo angekommen, bezogen wir unser Hotel und machten uns am Abend in kleinen Gruppen auf, die Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Einige ließen es sich kulinarisch gutgehen, andere tauchten in den Trubel rund um die berühmte Shibuya-Kreuzung ein, schlenderten durch bunte Einkaufsstraßen oder gönnten sich einfach eine Portion Ruhe.
Am nächsten Morgen, dem 10. Juli, begann unser erster richtiger Tag in Tokio erneut sehr früh. Um 6:15 Uhr verließen wir das Hotel, verschlafen, aber entschlossen. Nach etwa einer Stunde Fahrt erreichten wir den Meiji-Schrein, einen der bedeutendsten Shintō-Schreine Japans. Trotz der zentralen Lage lag er ruhig eingebettet in einem weitläufigen Wald mit über 100.000 gespendeten Bäumen. Das massive hölzerne Torii beeindruckte uns ebenso wie die stille, spirituelle Atmosphäre auf dem Gelände. Auch wenn man es mitten in einer Millionenstadt kaum glauben konnte, dort herrschte eine fast meditative Ruhe.
Nach dem Schreinbesuch ging es weiter nach Harajuku zur Takeshita Street, einem Paradies für schrille Mode, verrückte Accessoires und TikTok-würdige Crepes. Wir stärkten uns zunächst bei einem gemütlichen Frühstück, bevor wir uns ins bunte Getümmel stürzten. Die etwa 400 Meter lange Straße sprühte vor Energie, Farben und Kreativität.
Von dort aus führte uns unser Weg direkt zum Shibuya Sky, einer spektakulären Aussichtsplattform auf dem Dach des Shibuya Scramble Square. Schon der Aufzug in den 47. Stock war ein Erlebnis. Oben angekommen erwartete uns ein atemberaubender 360-Grad-Blick über die Stadt. Obwohl der Fuji sich erneut in den Wolken versteckte, war die Aussicht überwältigend. Der „Sky Edge“, bei dem man scheinbar über die Stadt hinausging, sorgte bei manchen für Gänsehaut. Die digitale Ausstellung im Innenbereich bot spannende Einblicke in Tokyos Entwicklung und rundete das Erlebnis ab.
Am Nachmittag schlenderten wir durch den Ueno Park, eine grüne Oase inmitten der Großstadt, und besuchten das Nationalmuseum. Mit seinen über 120.000 Exponaten war es wie eine Zeitreise durch Japans kulturelles Erbe. Von filigranen Kunstwerken bis hin zu furchteinflößenden Samurai-Rüstungen.
Den Abend verbrachten wir in Akihabara, einem der viel Viertel in Tokyo. Zwischen blinkenden Leuchtreklamen, Manga-Shops und Retro-Arcades schlenderten wir die Straße entlang. In einem kleinen Lokal stärkten wir uns, bevor wir erneut in die Neonflut eintauchten.
Am nächsten Tag starteten wir mit einem Besuch am Kaiserpalast, zumindest theoretisch. Der Zugang war leider geschlossen, aber allein der Blick auf die Nijūbashi-Brücke und das majestätische Gelände ließ erahnen, wie bedeutend dieser Ort ist. Wir flanierten durch die gepflegten Außenanlagen, staunten über die Geschichte und spekulierten, ob der Kaiser wohl gerade zu Hause war.
Danach ging es zum Olympiastadion, dem architektonischen Herzstück der Sommerspiele 2020. Glücklicherweise konnten wir spontan an einer Führung teilnehmen. Besonders das nachhaltige Design und die warme Atmosphäre des Baus hinterließen Eindruck. Wir erfuhren viel über die Bauweise, den Architekten Kengo Kuma und die kommenden Großveranstaltungen, darunter die Leichtathletik-WM 2025.
Ein Teil der Gruppe nutzte den Nachmittag für einen Spaziergang durch Omotesandō, eine von Tokyos elegante Shoppingmeile, gesäumt von Designerläden, edlen Fassaden und architektonischen Meisterwerken. Zwischen Gucci, Gyoza und Gebäuden von Tadao Ando fühlte man sich ein bisschen wie auf einem Laufsteg. Im Anschluss ging es nach Roppongi. Hier vermischten sich Kultur, Clubszene und kosmopolitischer Flair.
Den krönenden Abschluss unseres Aufenthalts bildete der Besuch im teamLab Planets TOKYO. In diesem futuristischen Kunstmuseum wurden wir barfuß Teil der Ausstellung. Wir wateten durch Wasser, verloren uns im Lichtermeer des Infinity Crystal Universe, begegneten digitalen Koi-Fischen und standen plötzlich mitten in einem schwebenden Blumengarten. Ein würdiger Schlusspunkt unseres Tokio-Kapitels.